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Selten hat sich eine akademische Disziplin so gewandelt wie die der Volkswirtschaftslehre. Beschäftigten sich Ökonomen noch vor zehn Jahren vorwiegend mit Themen wie Arbeitslosigkeit, Steuern oder Handel, so sind es heute globale Herausforderungen wie Ungleichheiten, Entwicklungsökonomie oder gar die Auswirkungen des Klimawandels auf die globale Volkswirtschaft, mit denen sie sich befassen. Trotz der Breite der Disziplin gibt es ein Element, das alle Forscherinnen und Forscher am Department verbindet: Ihre Leidenschaft für die Wirtschaftsforschung. Entdecken Sie die Geschichten unserer Forschenden in den folgenden Videos und erfahren Sie mehr über die Entwicklung der Ökonomik im Interview mit Ernst Fehr.

Drei spannende Bereiche, neun leidenschaftliche Forschende

Handel, Globalisierung und Arbeitsökonomie

Der internationale Handel untersucht die wirtschaftlichen Transaktionen zwischen Ländern und die Auswirkungen von Handelsabkommen und -standards auf Wirtschaftswachstum und -entwicklung

Die Arbeitsökonomie analysiert die Dynamik der Arbeitsmärkte und die Wechselbeziehungen zwischen Arbeits-, Güter- und Geldmärkten und untersucht, wie diese das Beschäftigungsniveau und das BIP beeinflussen. Emily Blanchard, David Dorn und Ralph Ossa suchen nach Antworten auf Fragen rund um Handel und Globalisierung. Die Herausforderung für die Zukunft besteht darin, einerseits alle Vorteile des Handels zu nutzen und gleichzeitig gewisse wirtschaftliche und soziale Probleme zu vermeiden, die mit der Globalisierung verbunden sind. Dazu gehören auch die Fragen, wie Handelskriege verhindert und Handelsgespräche gefördert werden können und wie sich internationale Handelsorganisationen reformieren lassen.

Das Department of Economics der Universität Zürich spielt eine führende Rolle in der akademischen Welt. Unser Motto lautet “Pioneering Economics”. Mit unserer zukunftsorientierten Haltung und unserem multidisziplinären Ansatz haben wir Neuland betreten. Unser Ziel ist es, Antworten auf die drängendsten Fragen unserer Zeit zu finden und Studierenden, Führungskräften und politischen Entscheidungsträgerinnen und politischen Entscheidungsträgeren gleichermassen Orientierung zu bieten. Für weitere Informationen besuchen Sie bitte: https://www.econ.uzh.ch/de.html

Mit (gemäss Reihenfolge im Film): David Dorn, UBS Foundation Professor of Globalization and Labor Markets, Ralph Ossa, Kühne Foundation Professorship of International Trade, Emily Blanchard, former Kühne Foundation Visiting Professor.

Verhaltens­ökonomie

Die Verhaltensökonomie entstand aus Konzepten der Psychologie, während sich aus der Nutzung von neurowissenschaftlichen Erkenntnissen die Neuroökonomie entwickelte.

Die Verhaltensökonomie berücksichtigt auch psychologische, kulturelle und soziale Faktoren, die die wirtschaftlichen Entscheidungen des Einzelnen und das Funktionieren von Institutionen beeinflussen. So bietet sie tiefergehende und differenziertere Erklärungen für wirtschaftliche Ergebnisse. Die Neuroökonomie untersucht die biologischen oder neurologischen Grundlagen der wirtschaftlichen Entscheidungsfindung, indem sie Methoden der Neuro- und Kognitionswissenschaften anwendet. Die Messung der Aktivität in bestimmten Hirnregionen während des Entscheidungsprozesses ermöglicht ein besseres Verständnis des menschlichen Verhaltens. In ihrer Forschung decken Carlos Alós-Ferrer, Anne Ardila Brenøe und Roberto Weber ein breites Spektrum der Verhaltens- und Neuroökonomie ab und untersuchen Fragen wie: Wem vertrauen wir und wie viel kostet es? Wie können wir Vertrauen messen? Was sind die kognitiven Grundlagen von Kooperation? Warum stillen nicht alle Mütter?

Das Department of Economics der Universität Zürich spielt eine führende Rolle in der akademischen Welt. Unser Motto lautet “Pioneering Economics”. Mit unserer zukunftsorientierten Haltung und unserem multidisziplinären Ansatz haben wir Neuland betreten. Unser Ziel ist es, Antworten auf die drängendsten Fragen unserer Zeit zu finden und Studierenden, Führungskräften und politischen Entscheidungsträgerinnen und politischen Entscheidungsträgeren gleichermassen Orientierung zu bieten. Für weitere Informationen besuchen Sie bitte: https://www.econ.uzh.ch/de.html

Mit (gemäss Reihenfolge im Film): Carlos Alós-Ferrer, NOMIS Professorship for Decision and Neuroeconomic Theory, Anne Ardila Brenøe, Larsson-Rosenquist Foundation Assistant Professorship of Child and Youth Development with a focus on breastfeeding, Roberto Weber, Professorship of the Economics of Corporate Culture, Business Ethics and Social Responsibility, endowed by Credit Suisse.

Entwicklungs­ökonomie

In der Entwicklungsökonomie untersuchen Forschende, wie sich die soziale und die wirtschaftliche Entwicklung in Ländern mit niedrigem Einkommen durch verbesserte Gesundheit und Bildung sowie bessere strukturelle Bedingungen fördern lassen.

Die Forschung von Lorenzo Casaburi und Guilherme Lichand konzentriert sich auf zwei wichtige Disziplinen der Entwicklungsökonomie: Bildung und Gesundheit. Die Bildungsökonomie befasst sich mit Fragen der Bildung. Dazu gehören die Nachfrage nach Bildung, ihre Finanzierung und Bereitstellung sowie die vergleichende Effizienz verschiedener Bildungsprogramme. Die Gesundheitsökonomie analysiert Gesundheitssysteme und Verhaltensweisen, die sich auf die Gesundheit des Einzelnen auswirken, indem sie das Zusammenspiel zwischen den Informationen, die dem Einzelnen zur Verfügung stehen, den Handlungen der Ärztinnen und Ärzte und den staatlichen Eingriffen untersucht. Dina Pomeranz beobachtet, wie die öffentliche Politik funktioniert, und zeigt konkrete Verbesserungsmöglichkeiten auf. Sie konzentriert sich dabei auf die Herausforderungen von Regierungen in Entwicklungsländern, wie z. B. Steuererhebungssysteme.

Das Department of Economics der Universität Zürich spielt eine führende Rolle in der akademischen Welt. Unser Motto lautet “Pioneering Economics”. Mit unserer zukunftsorientierten Haltung und unserem multidisziplinären Ansatz haben wir Neuland betreten. Unser Ziel ist es, Antworten auf die drängendsten Fragen unserer Zeit zu finden und Studierenden, Führungskräften und politischen Entscheidungsträgerinnen und politischen Entscheidungsträgeren gleichermassen Orientierung zu bieten. Für weitere Informationen besuchen Sie bitte: https://www.econ.uzh.ch/de.html

Mit (gemäss Reihenfolge im Film): Lorenzo Casaburi, Swiss Re Foundation Associate Professorship of Development Economics, Dina Pomeranz, UBS Foundation Assistant Professor of Applied Economics, Guilherme Lichand, Assistant Professorship for Child Well-being and Development, supported by UNICEF Switzerland

Interview mit Ernst Fehr: Die Revolution in der Ökonomik

Nur eine Minderheit der Zürcher VWL-Studierenden verstehen sich heute nach ihrem Abschluss als Volkswirtinnen oder Volkswirte im klassischen Sinne. Das ist sicherlich auch Ausdruck des Wandels, den das Fach in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat. Die Herangehensweise bleibt weiterhin analytisch und statistisch fundiert, doch die Fragen, die sich das Fach stellt, haben sich geändert. Ernst Fehr, der seit 1994 in Zürich lehrt und forscht, hat diese Entwicklung massgeblich mit vorangetrieben und spricht gar von einer Revolution in der Ökonomik.

Herr Fehr, Sie sprechen von einer Revolution. Wie hat sich das Forschungsfeld konkret verändert?
Bis Anfang der 1980er-Jahre lag der Hauptfokus der ökonomischen Forschung auf der Untersuchung von makroökonomischen Phänomenen, wie etwa den Ursachen von Inflation und Arbeitslosigkeit. Ab Mitte der 1980er-Jahre gab es aber viele neue Innovationsimpulse – vor allem aus den Bereichen der experimentellen Wirtschaftsforschung, der Verhaltensökonomie und der angewandten Mikroökonomie. Dadurch hat sich die Art und Weise, wie Ökonominnen und Ökonomen forschen, und worüber sie forschen, grundlegend verändert.

Inwiefern?
Die Fragen, die sich die Gesellschaft und somit auch das Fach stellen, sind heute wesentlich vielfältiger als noch vor 50, 60 Jahren. Sie beschäftigen sich heute nicht mehr nur mit Steuern, Wechselkursen oder Geldpolitik, sondern mit allem, was mit menschlichem Verhalten zu tun hat: Warum lassen sich zum Beispiel immer mehr Menschen scheiden? Wie lässt sich Fettleibigkeit verringern, sodass die Spätfolgen unser Gesundheitssystem weniger treffen? Welchen Einfluss hat der internationale Wettbewerb auf unser politisches Verhalten? Wie kann man die Entwicklung von Kindern fördern und ihnen optimale Zukunftsaussichten verschaffen? Welche Rolle spielen Vertrauen und Fairness in Wirtschaft und Politik?

Dies sind alles Aspekte, die einen erheblichen Einfluss auf unsere Wirtschaft und unseren Wohlstand haben. Mit anderen Worten: Wir beschäftigen uns heute auch mit sozialen Normen, psychologischen Aspekten und Fragen, die früher ausschliesslich von anderen Disziplinen gestellt wurden. Solche Fragen haben zuvor in der Ökonomie nur eine Nebenrolle gespielt. Die Ökonomie ist somit zu einer breit angelegten Verhaltens- und Sozialwissenschaft geworden – basierend auf einem soliden mathematischen und statistischen Fundament.

Warum sind die Forschungsergebnisse aus der Ökonomie besonders in der aktuellen Zeit so wichtig?
Wenn ich an die aktuellen grossen Fragen denke, zum Beispiel die Investitionen für mehr Nachhaltigkeit, die Digitalisierung der Arbeitsmärkte, die ungleiche Vermögensverteilung oder die (De-)Globalisierung, dann stelle ich fest, dass diese alle ein stark polarisierendes Potenzial in sich bergen. Die Ökonomie als «Volks»-Wirtschaft hat auch die Aufgabe, mit ihren Erkenntnissen und Lösungsansätzen Wirtschaft und Gesellschaft zu stärken und zusammenzuhalten. Dafür braucht es Forschungserkenntnisse, die sich auf solide Methoden stützen und somit fundierte Antworten liefern. Nur so können wir den aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen und vor allem der Polarisierung der Gesellschaft glaubwürdig und wirksam begegnen.

Die Ökonomie verfügt über das empirische Instrumentarium, die theoretischen Grundlagen und eine interdisziplinäre Perspektive, um dieses Wissen zu liefern. Am Department of Economics der Universität Zürich stellen wir uns dieser Herausforderung, indem wir häufig Konventionen und Denkkategorien hinterfragen und neu definieren.

Womit wird sich die nächste Generation von Ökonominnen und Ökonomen befassen?
Unsere Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und Erinnerung sind unvollkommen, was grosse Auswirkungen auf unser Verhalten hat. Bisher ging die Ökonomie davon aus, dass der Mensch eine Menge von Handlungsalternativen zur Verfügung hat und daraus diejenige wählt, die ihm in Hinblick auf seine Ziele – die egoistisch oder selbstlos sein können – als die beste erscheint. Nun ist es aber so, dass wir von der Menge der Handlungsoptionen, die uns zur Verfügung stehen, gar nicht alle wahrnehmen können. Unsere Aufmerksamkeit ist beschränkt. Da stehe ich im Supermarkt vor dem Kühlregal und sehe vierzig Arten von Joghurts. Ich kenne niemanden, der vor dem Regal stehen bleibt und Geschmack und Herstellungsweise jedes Joghurts bewusst abwägt. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Aber wir haben erst begonnen, zu verstehen, was diese beschränkte Aufmerksamkeit für das menschliche Verhalten bedeutet. Und so beschränkt unsere Aufmerksamkeit ist, so unvollständig ist auch unsere Wahrnehmung.

Und welche offene Frage hält Sie nachts immer noch wach?
Mich fasziniert die Frage, wie die Persönlichkeit und die Präferenzen von Menschen durch soziale Normen, Erziehung und wirtschaftliche Praktiken geformt werden. Die Ökonomie produziert nicht nur Güter, sondern sie «produziert» auch Menschen mit bestimmten Persönlichkeitseigenschaften. Das wissenschaftliche Verständnis der Entstehung von Persönlichkeit ist sehr, sehr beschränkt, obwohl das enorme Konsequenzen für das Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft hat.

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